Jobwechsel in Krisenzeiten: Chancen nutzen – Risiken vermeiden
Katrin Plangger
Ist ein Jobwechsel in Krisenzeiten sinnvoll? Welche Chancen habe ich gerade jetzt? Und welche Risiken muss ich einkalkulieren?
Berufliche Veränderungen sind immer eine Herausforderung und den Erfolg kann letztlich niemand garantieren. Daher sollte ein Jobwechsel in Krisenzeiten gut überlegt und strategisch sehr gut vorbereitet sein. Aktuell denken viele Menschen über einen Jobwechsel nach – nicht nur in Deutschland. In den USA spricht man von „Great Resignation“ oder „The Big Quit“. Hierzulande haben sich verschiedene Meinungsforschungsinstitute und Unternehmen (u.a. forsa in Zusammenarbeit mit XING, Gallup, Stepstone, etc.) mit dem Phänomen beschäftigt. Alle bestätigen: Auch in Deutschland herrscht eine nie dagewesene Unzufriedenheit, die zu einer erhöhten Wechselbereitschaft führt und eine Kündigungswelle nach sich zieht. Auf der anderen Seite leiden Unternehmen unter einem massiven Fachkräftemangel. Der Markt ist also extrem volatil. Was heißt das nun konkret für mich als Bewerberin oder Bewerber bei einem Jobwechsel in Krisenzeiten?
Jobwechsel in Krisenzeiten: Chancen und Risiken am Arbeitsmarkt
Jede Krise bietet Chancen für Veränderung. Insbesondere in Krisenzeiten gibt es Extreme und es wird immer Gewinner und Verlierer geben. Sowohl bestimmten Unternehmen und Branchen als auch Bewerberinnen und Bewerbern eröffnen sich momentan unverhoffte Chancen, manche werden aber auch Verluste in Kauf nehmen müssen. Angebot und Nachfrage bestimmen den Markt.
Als Bewerberin und Bewerber können Sie einiges dafür tun, um nicht zu den Verlierern zu gehören. Bei einer Bewerbung in derzeit kriselnden Branchen ist daher große Vorsicht geboten. Setzen Sie auf Trendbranchen und Wachstumsunternehmen, werden Sie sicher weniger Risiken erleben. Und schließlich gibt es noch die krisensicheren Branchen. Das sind Branchen, die nicht direkt vom wirtschaftlichen Wachstum abhängen. Welche Branche letztlich die Richtige für Sie persönlich ist, hängt von Ihren Zielen (Karriereziele, Gehaltsziele, …) und Ihrer Ausbildung ab. Da kann z.B. der Öffentliche Dienst noch so viel Sicherheit versprechen. Leider kann er meist nicht mit den attraktiveren Gehältern in der freien Wirtschaft konkurrieren.
Ihre Chancen hängen natürlich nicht nur von der Branche, sondern auch von der Art der Tätigkeit und der geforderten Qualifikation ab. Manche Qualifikation ist derzeit besonders gefragt – man denke nur an IT-Berufe. Andere Berufe sind z.B. durch die Digitalisierung vom Aussterben bedroht. Hier heißt es also zwangsläufig, dass man sich über kurz oder lang umorientieren muss. Verfolgen Sie daher aufmerksam die Nachrichten und recherchieren Sie im Internet. Es lohnt die Mühe! Sie werden viele interessante Artikel zu diesem Thema finden.
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Gute und schlechte Gründe für einen Jobwechsel in Krisenzeiten
Befinde ich mich in einem befristeten Arbeitsverhältnis oder ist mein Arbeitgeber gar von Insolvenz bedroht, muss ich handeln und letztlich mit der Unsicherheit und den Risiken am Markt umgehen. Aus ungekündigter Stellung heraus einen Job zu kündigen, wäre in der momentanen Krise dagegen fahrlässig und will wohl überlegt sein. Daher sollten die Gründe wirklich triftig sein. Spätestens im Vorstellungsgespräch muss die Wechselmotivation gut begründet werden. Daher macht es Sinn, sich vorab genau zu überlegen, was einen zu diesem Schritt bewegt. Eine gesunde Portion Selbstkritik und Ehrlichkeit gegenüber sich selbst sind dabei sicher von Vorteil.
Welche Gründe sprechen für einen Jobwechsel in Krisenzeiten? Hier ein paar Beispiele:
- Im neuen Job kann ich mich beruflich weiterentwickeln oder mehr Verantwortung übernehmen. Der neue Arbeitgeber bietet mir beispielsweise bessere Karriereperspektiven.
- Private bzw. familiäre Gründe zwingen mich, mir einen neuen Job zu suchen (z.B. Umzug, Partner, Erziehung, Pflege, …).
- Ich empfinde in der Ausübung meiner Tätigkeit chronischen Frust (Vorsicht: kein akuter Frust, s.u.), mir fehlt die Wertschätzung und ich leide zunehmend psychisch und physisch unter der Arbeitssituation.
- Ich habe das Gefühl, im falschen Job zu sein. Ich kann meine Kompetenzen, Stärken und Potenziale nicht verwirklichen und auch die Arbeit motiviert und interessiert mich nicht (mehr).
- Der aktuelle Job macht mich krank. Durch Mobbing, ständige Konflikte oder andere gesundheitliche Belastungen muss ich eine Reißleine ziehen, um mittelfristig wieder gesund zu werden.
Demgegenüber gibt es auch schlechte Gründe, d.h. Gründe, bei der Sie auf jeden Fall nicht überstürzt entscheiden, sondern Ihre Entscheidung gründlich abwägen sollten.
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Riskante Gründe für einen Jobwechsel in Krisenzeiten. Hier einige Beispiele:
- Im neuen Job würde ich mehr Geld verdienen.
Doch Vorsicht: Geld allein macht nicht zufrieden. Auch wenn Sie für den neuen Job besser bezahlt werden, sollten Sie dennoch prüfen, ob auch andere Rahmenbedingungen stimmen. Z.B. die Sicherheit des Arbeitgebers oder inhaltliche Aspekte des Jobs (inwieweit er zu Ihren Kompetenzen, Stärken und Interessen passt). - Aktuell leide ich unter akutem Frust, z.B. weil es im Team nicht so läuft, weil die Arbeitsinhalte langweilig sind oder der Chef mich kürzlich kritisiert hat.
Werfen Sie das Handtuch nicht gleich hin. Eine berufliche Veränderung oder Neuorientierung sollte nie „aus dem Bauch heraus“ und spontan entschieden werden. Schauen Sie vielmehr, was Sie an der Situation im aktuellen Job ändern können. Wenn aus akutem Frust chronischer Frust wird, kann durchaus auch ein Jobwechsel in Krisenzeiten Sinn machen, aber nur wenn es sich um eine bewusste und geplante Entscheidung handelt.
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Jobwechsel in Krisenzeiten: Fünf Fragen, die Sie sich stellen sollten!
Ein Jobwechsel in Krisenzeiten ist herausfordernd: Er kostet Zeit und Nerven und braucht Geduld. Da derzeit auch die Arbeitgeber ihre Entscheidungen genau abwägen, kann der Bewerbungsprozess länger dauern. Und eine Jobgarantie kann Ihnen letzten Endes niemand geben. Schließlich kann es schon nach kurzer Zeit, z.B. im Rahmen der Probezeit, zu einer Entscheidung kommen, die für beide Vertragsparteien unschön ist. Sie bewegen sich also auf dünnem Eis.
Daher ist es sinnvoll, diese fünf Fragen abzuwägen:
- Können Sie sich durch den Jobwechsel verbessern?
Ob inhaltlich, finanziell oder menschlich: Passt die neue Aufgabe und das Unternehmen zu Ihnen und Ihren Zielen? Können Sie sich weiterentwickeln? Passen Sie ins Team? Eine bessere Bezahlung sollte nicht ausschlaggebender Grund sein, ist aber natürlich nice-to-have. Und auch wenn das Gehalt nicht gleich Jubelschreie auslöst, wird sich eine angemessene Bezahlung automatisch einstellen, wenn Sie einen guten Job machen. - Wie flexibel und mobil sind Sie?
Wären Sie z.B. bereit, für den neuen, attraktiveren Job in eine andere Stadt zu ziehen oder vorrübergehend zu pendeln? Sind Sie offen, sich neue Kompetenzen anzueignen oder gar neue Aufgaben zu übernehmen. Und was machen Sie, wenn in der Probezeit doch nicht alles glatt läuft? Je größer Ihre Flexibilität, desto höher sind Ihre Chancen und desto geringer die Risiken. - Wie stabil sind Sie?
In unsicheren Zeiten braucht man von irgendwoher Stabilität. Die bekommen Sie durch Ihr Umfeld (Partner/-in, Familie, Freunde, …) und/oder aus sich selbst heraus. Mit einer stabilen Psyche können Sie auch herausfordernde und unerwartete Situationen meistern. Ein Jobwechsel ist immer kraftzehrend. Und wenn er dann noch mit Unsicherheit am Arbeitsmarkt einhergeht, sollten Sie bereit sein, mögliche Risiken emotional und finanziell abfedern zu können. - Wie sicher ist der zukünftige Arbeitgeber?
Nehmen Sie den neuen Arbeitgeber genau unter die Lupe. Wie geht es der Branche und wie entwickelt sie sich? Was sagen ehemalige Arbeitnehmer, z.B. auf Glassdoor, Kununu oder anderswo im Netz über das Unternehmen? Kennen Sie evtl. jemanden aus Ihrem Netzwerk, der dort arbeitet und Ihnen aus erster Hand berichten kann? Was steht aktuell in der Presse? Sie sollten genau recherchieren, denn schließlich wollen Sie nicht bei einem Unternehmen anfangen, das demnächst Personal abbauen muss. - Passen Sie in das Unternehmen?
Auch die Frage, ob Sie persönlich in das Unternehmen und in das potenzielle Team passen, ist nicht zu vernachlässigen. Schauen Sie sich den Bewerbungsprozess ruhig kritisch an: Werden Sie freundlich und wertschätzend behandelt? Besteht die Möglichkeit, das Team vorab kennenzulernen? Was sagt der/die künftige Chef/-in über den Job, das Team, die Einarbeitung und zukünftige Herausforderungen? Ein Tipp, der bei weitreichenden Entscheidungen hilfreich sein kann: Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Das ist meist ein ehrlicher Ratgeber.
Jobwechsel in Krisenzeiten: Nutzen Sie die Chancen!
Viele Menschen verharren in einem Job, der sie nicht glücklich macht oder in dem sie sogar still vor sich hin leiden. Statt zu wechseln, arrangieren sich viele mit der Situation. Langfristig macht das unglücklich, führt zu innerer Kündigung oder macht gar krank. Aus Frust wird Verbitterung, und schließlich stimmen auch die Leistungen, die Beurteilung und die Bezahlung nicht mehr. Ein negativer Teufelskreis kann sich verfestigen. Die Wechselchancen sinken immer mehr.
Verändern Sie die Perspektive! Welche Chancen bietet ein Wechsel? Welche Vorteile erhoffe ich mir? Wie viele Jahre bin ich noch berufstätig? Will ich diese Zeit zufrieden und erfüllt verbringen? Auch mit 50 haben Sie noch 15-17 Jahre zu arbeiten. Ausharren in einem Job, der unglücklich macht, ist keine Lösung. Bedenken sind gut und sinnvoll. Seien Sie ehrlich, was der wirkliche Grund für Ihren Wechselwunsch ist und wägen Sie die Risiken ab. Dies sollte Sie aber nicht abhalten vom Tun.
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Jobwechsel in Krisenzeiten: So gehen Sie vor
Eine berufliche Entscheidung will gut überlegt und strategisch gut vorbereitet sein. Holen Sie sich bei diesem wichtigen Schritt am besten professionelle Unterstützung, z.B. von einem Business- oder Karrierecoach. Generell ist diese Vorgehensweise sinnvoll:
- Standortbestimmung: Warum will ich wechseln? Was ist mein Ziel? Welche Chancen und Risiken bestehen?
- Bewerbungsstrategie: Welche Branche, welche Unternehmen und welche Positionen kommen für mich in Frage? Wo finde ich passende Stellen? Wie gehe ich strategisch bei der Jobsuche vor?
- Professionelle Bewerbungsunterlagen: Diese sollten Sie vorbereitet haben, damit Sie zuschlagen können, wenn sich eine passende Gelegenheit ergibt.
- Gute Begründung für den Jobwechsel: Was motiviert Sie an der neuen Aufgabe, am Arbeitgeber? Eine positiv begründete Wechselmotivation (d.h. „Hin-zu“ anstatt „Weg-von“) macht einen guten Eindruck im Bewerbungsprozess. Spätestens im Vorstellungsgespräch wird man Sie danach fragen.
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